Expedition Erdreich
Compilation of previous scientific evaluation, only in German.
expedition erdreich square
Über die Expedition Erdreich
Die Expedition Erdreich war die Mitmach-Aktion mit Citizen-Science-Elementen im Wissenschaftsjahr 2020|21 Bioökonomie.
Bürgerinnen und Bürger untersuchten im Sommer 2021 mit verschiedenen vereinfachten wissenschaftlichen Methoden den Boden in ganz Deutschland und sammelten viele wertvolle Bodendaten! Auf dieser Seite stellen wir Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung vor.
Die Expedition Erdreich war eine Gemeinschaftsaktion des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des BonaRes-Zentrums für Bodenforschung und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ).
Ergebnisse der bisherigen wissenschaftlichung Auswertung
Für die "Expedition Erdreich" standen insgesamt 4.500 Aktions-Kits zur Verfügung. Alle Aktions-Kits wurden im Frühjahr 2021 an registrierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschickt. Jedes Aktions-Kit enthielt Materialien, um zwei Standorte zu untersuchen. Theoretisch hätten mit den verschickten Aktions-Kits also maximal 9.000 Datensätze erhoben werden können.
Bis zum 31.12.2021 wurden 2.238 Datensätze übermittelt. Das bedeutet, dass fast ein Viertel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer zumindest damit begonnen hat, Daten über die Webseite einzugeben und abzuschicken.
Folgende Informationen sollten bestimmt, dokumentiert und in die Datenbank hochgeladen werden:
Standorteigenschaften:
-
Koordinaten
-
Intensität der Sonneneinstrahlung
-
Landnutzung
Bodeneigenschaften:
-
pH-Wert
-
Start- und Endgewichte der Teebeutel zur Berechnung des Tea-Bag-Index (TBI)
-
Korngrößenzusammensetzung (Bodenart)
-
Bodenfarbe
-
Durchwurzelungsintensität
-
Anzahl beobachteter Bodentiere
datenru cklauf
Weil nicht alle Datensätze vollständig oder fehlerfrei übermittelt wurden, wurden sie wissenschaftlich geprüft und aufbereitet. Eine Qualitäts- und Plausibilitätskontrolle waren notwendig, um die Daten später wissenschaftlich auswerten und zuverlässige Ergbenisse erzielen zu können. Die Datenprüfung umfasste im Wesentlichen zwei Schritte:
1) Löschen ganzer Datensätze
Leere Datensätze wurden gelöscht, wenn beispielsweise nur einer von zwei Standorten untersucht worden war. Außerdem wurden Datensätze gelöscht, wenn sie zu wenige Daten enhielten. Zum Beispiel dann, wenn nur ein Standortnamen und Koordinaten aber keine weiteren Informationen übermittelt wurden. Solche Datensätze waren für die weitere Auswertung unbrauchbar.
2) Korrektur oder Löschung von Einzeldaten
Einzelne Einträge wurden überprüft, wenn nötig korrigiert, als zweifelhaft markiert oder in sehr seltenen Fällen ebenfalls gelöscht. Wann und warum das gemacht wurde, zeigen die Beispiele unten.
Es ist uns wichtig, die vorgenommenen Löschungen und Änderungen am Datensatz transparent zu kommunizieren.
Das Ziel der Qualitätskontrolle war dabei immer, so viele Datensätze wie möglich für die wissenschaftliche Auswertung zu behalten.
Beispiel 1 – Korrekturen anhand der Kommentarfelder
Viele Teilnehmende haben die Kommentarfelder in den Web-Formularen genutzt, um uns Hinweise auf falsch übermittelte Daten zu geben, wenn sie diese nicht mehr selbst korrigieren konnten. Das war zum Beispiel der Fall, wenn ein Teil der Daten mit dem "Eingrabeformular" bereits abgeschickt worden war.
Typische Beispiele für solche Korrekturen waren Fehler in den Koordinaten, vertauschte Werte aufgrund der zwei untersuchten Standorte oder auch Tippfehler und Zahlendreher. Beim pH-Wert wurde beispielsweise 5,4 eingetragen und übermittelt, der korrekte Werte war aber 4,5. Wurden wir in einem Kommentarfeld auf solche Fehler hingewiesen und wurden uns die korrekten Werte ebenfalls übermittelt, wurden die Daten bei der Datenprüfung entsprechend korrigiert.
Beispiel 2 – Korrektur von pH-Messwertbereichen und Teebeutelgewichten
pH-Werte
Mit den pH-Teststreifen aus dem Aktions-Kit konnten nur pH-Werte zwischen pH 2 und pH 9 mit einer Genauigkeit von 0,5 gemessen werden. Für einige Standorte wurden aber pH-Werte eingetragen, die mit der verwendeten Methode nicht messbar waren: pH-Werte unter 2,0 oder über 9,0 wurden gelöscht. Außerdem kam es vor, dass Werte zwischen „Komma 0“ und „Komma 5“ übermittelt wurden (z.B. pH 5,3). Solche Angaben wurden ab- bzw. aufgerundet (pH 5,3 -> pH 5,5; pH 3,2 -> pH 3,0).
Teebeutelgewichte
Manchmal wurden Teebeutel ohne Label oder ohne Label und ohne Schnur ausgegraben, konnten aber eindeutig zugeordnet und gewogen werden. Wenn eindeutig mitgeteilt wurde um welche Teebeutel es sich genau handelt, wurden die übermittelten Teebeutelgewichte korrigiert. Dafür wurden zuvor bestimmte Durchschnittsgewichte des Labels bzw. von Schnur und Label entsprechend aufaddiert.
Teebeutelgewichte, die aufgrund eines fehlenden Labels nicht eindeutig zugeordnet werden konnten, mussten gelöscht werden.
Beispiel 3 – Löschung von Einzeldaten bei stark beschädigten Teebeuteln
An einigen Standorten haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Teebeutel mit sehr großen Löchern oder Rissen ausgegraben oder bemerkt, dass möglicherweise Tee herausgefallen ist oder Bodenmaterial dadurch in den Beutel gelangt ist. In solchen Fällen wurden die angegebenen Ausgrabegewichte dann gelöscht. Bei der Angabe von kleinen Löchern oder einzelnen kleinen Wurzeln in den Teebeuteln wurden die einzelnen Teebeutelgewichte im Datensatz markiert, um gegebenenfalls ungewöhnliche Ergebnisse in der Berechnung des Tea Bag Index überprüfen zu können. In einzelnen Fällen lagen die Ausgrabegewichte über den Werten der Eingrabegewichte, z.B. weil der Teebeutel nach dem Ausgraben nicht getrocknet wurde oder weil Bodenmaterial durch größere Löcher in den Teebeutel gelangt ist. Auch in solchen Fällen wurden einzelne Gewichte gelöscht und bei der Berechnung des Tea Bag Index nicht berücksichtigt.
Beispiel 4 – Nichtberücksichtigung von Einzeldaten (Tea Bag Index)
Um den Tea Bag Index korrekt berechnen zu können, müssen die Teebeutel etwa 90 Tage vergraben werden. Der Toleranzbereich liegt zwischen 80 und 105 Tagen. Waren die Teebeutel länger oder kürzer vergraben, können die berechneten Werte nicht berücksichtigt werden, weil sie mit den korrekt erhobenen Werten nicht vergleichbar sind.
Es kam auch vor, dass bei der Berechnung des Tea Bag Index negative Werte für die Zersetzungsrate oder den Stabilisierungsfaktor zu Stande kommen. Das liegt in der Regel daran, dass nur eine der beiden Teesorten (Grün- oder Rooibostee) besonders stark zersetzt wurde. Warum das so ist, lässt sich für die einzelnen Fälle aus der ferne nicht beantworten. Aber ein ungewöhnlich großer Gewichtsunterschied zwischen den Teebeuteln führt bei der Berechnung zu negativen Zwischenergebnissen, wodurch die Festlegung des TBI nicht möglich war.
Daten, die negative TBI erzeugten, konnten in der weiteren Auswertung ebenfalls nicht berücksichtigt werden.
Wie Böden genutzt werden (können), hängt von ihren Eigenschaften ab. So werden nährstoffreiche Böden mit einem günstigen Wasserhaushalt – nicht zu nass und nicht zu trocken – schon seit langer Zeit für den Ackerbau genutzt. Nährstoffärmere Böden, trockene oder nasse Standorte werden dagegen häufiger forstwirtschaftlich oder als Grünland (Wiese oder Weide) genutzt.
Umgekehrt beeinflusst die Landnutzung und die mit ihr verbundene Bodenbearbeitung oder Düngung auch die Bodeneigenschaften. Untersucht man verschieden genutzte Böden ist es möglich, die Bodeneigenschaften und Landnutzungen miteinander zu vergleichen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Expedition Erdreich konnten aus 5 Landnutzungskategorien wählen: Landwirtschaftlich genutzte Flächen (Grünland oder Acker), Gärten, Grünanlagen, Wald oder andere Nutzungen.
Landnutzung_Standorte
Das Diagramm zeigt, dass an etwa zwei Dritteln der Standorte Gartenböden untersucht wurden. Mit 14% aller Standorte liegen Waldböden an zweiter Stelle. Landwirtschaftlich genutzte Flächen und Böden in öffentlichen Grünanlagen wurden an jeweils 7 % der Standorte untersucht. Unter der Kategoie "Andere" wurde alle Standorte zusammengefasst, die nicht in die übrigen Kategorien passen. Beispiel hierfür wären Grünstreifen entlang von Straßen oder Wegränder. 9% der Datensätze wurden für solche Flächen erhoben.
Warum wurden so viele Gartenböden untersucht?
Wie das Diagramm zeigt, wurden überdurchschnittlich viele Gartenstandorte untersucht. Der Datensatz verrät, warum so viele Informationen über Gartenböden gesammelt wurden: Viele Citizen Scientists untersuchten gleich beide Standorte im Garten.
Das hatte sich das wissenschaftliche Team ursprünglich anders gedacht: Die Idee war, einen Standort im Garten zu untersuchen und zum Vergleich einen zweiten, anders genutzten Standort zu finden, um die Ergebnisse und damit die Landnutzungen vergleichen zu können.
Hätten das mehr Teilnehmende so gemacht, wäre die Verteilung der Landnutzung vielleicht ausgewogener (weniger Gärten, mehr Waldböden oder Landwirtschaftsflächen). Für die wissenschaftliche Auswertung und den Vergleich der verschiedenen Nutzungsformen wäre es besser gewesen, wenn jede Landnutzung in etwa gleich oft untersucht worden wäre.
Die Daten zeigen uns aber auch, dass viele Teilnehmende, die die Versuche ausschließlich im Garten durchgeführt haben, innerhalb ihres Gartens unterschiedliche Standorte gewählt haben. Das können wir aus den Standortnamen oder auch aus den Kommentaren im Datensatz ablesen. Es wurden beispielsweise Blumen- und Gemüsebeete, Gras- bzw. Rasenflächen oder auch Böden unter Obstbäumen und Hecken untersucht.
Leider ist es im Rahmen des Projektes nicht möglich, die Ergebnisse dieser ganz unterschiedlichen Gartenböden genauer auszuwerten.
Können die Daten von Gartenböden wissenschaftlich genutzt werden?
Die gesammelten Daten von Gartenböden sind wertvoll. Sie können wissenschaftlich weiter genutzt und ausgewertet werden. Es gibt z.B. Forschungsprojekte, die sich ganz gezielt mit Gartenböden beschäftigen (s. CitizenLab: Umweltlabor).
Aus bodenwissenschaftlicher Sicht sind Gartenböden allerdings eine Herausforderung, denn man weiß oft nicht, was in der Vergangenheit mit ihnen passiert ist. Sie können noch sehr naturnah aber auch stark überprägt sein, weil sie lange und intensiv genutz wurden (regelmäßiges Umgraben, Düngen, Einarbeiten von Kompost usw.). Der Vergleich mit den natürlichen, also (nahezu) unveränderten Böden der jeweiligen Region, ist deshalb schwierig.
Die gesammelten Gartenbodendaten sind dennoch ein echter Schatz. Da man jeden Gartenbesitzer einzeln um Erlaubnis fragen müsste, bevor man als Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin Daten erheben darf, sind solche Daten in der Regel nur schwer zu bekommen. Die Ergebnisse der Expedition Erdreich können also für Forschungsprojekte zu Gartenböden sehr nützlich sein.
Der pH-Wert beeinflusst neben anderen Bodeneigenschaften, wie viele Nährstoffe zur Verfügung stehen. Er wirkt sich auch direkt auf die Aktivität der Bodenlebewesen und somit auf den Abbau organischer Substanz (Zersetzungsrate) aus.
ph
Das Säulendiagramm zeigt, dass die meisten Böden, die bei der Expedition Erdreich untersucht wurden, einen alkalischen, neutralen oder leicht sauren pH-Wert haben. Saure oder stark saure pH-Werte wurden hingegen nur selten gemessen.
Das ist aus bodenwissenschaftlicher Sicht nicht überraschend, da sehr viele Gartenstandorte untersucht werden. Damit Gemüse, Blumen und Rasen gut wachsen, werden Gartenböden regelmäßig gedüngt und gekalkt, um den pH-Wert im leicht-sauren bis alkalischen Bereich zu halten.
Hinweis zur Methode:
Der pH-Wert kann nicht direkt im Boden gemessen werden. Es muss erst eine Bodenlösung hergestellt werden. Bei der Expedition Erdreich wurden die pH-Werte in desilliertem Wasser gemessen.
pH-Werte, die mit destilliertem Wasser bestimmt wurden, sind in der Regel etwas höher (0,5-1 Stufe) als im Labor gemessene pH-Werte (in Kalzium- oder Kaliumchloridlösung). Da aber alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Expedition Erdreich die pH-Werte mit destilliertem Wasser bestimmt haben, sind die Ergebnisse innerhalb des Datensatzes gut vergleichbar.
Der pH-Wert der Böden wird von vielen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören die Eigenschaften des Ausgangsgesteins, das Klima oder die Vegetation. Dieser natürliche pH-Wert bestimmt neben anderen Bodeneigenschaften, wie ein Boden genutzt werden kann.
Sehr saure Böden sind in der Regel eher nährstoffarm und eignen sich nicht für den Ackerbau. Für die Forstwirtschaft können Sie hingegen genutzt werden. Der ideale Boden-pH-Wert in der Landwirtschaft oder auch im Garten liegt deshalb im leicht sauren bis schwach alkalischen Bereich (pH 5,5 - 8,0). Durch das Düngen mit Stickstoff und Phosphor und die Zugabe von Kalk kann man den pH-Wert von Böden so einstellen, das optimale Wachstumsbedingungen für die Nutzpflanzen bestehen.
ph-Wert_Landnutzung
Das Diagramm zeigt, welche pH-Werte für die unterschiedlich genutzten Böden ermittelt wurden. Im Garten und in öffentlichen Grünanlagen wurden vor allem leicht saure bis schchwach alkalische pH-Werte bestimmt. Auch die pH-Werte der meisten Landwirtschaftsstandorte liegen in diesem Bereich. Die Waldstandorte weisen dagegen häufiger auch saure und stark sauer pH-Werte auf. Nährstoffarme Böden mit niedrigeren pH-Werten werden oft schon seit Jahrhunderten vor allem forstwirtschaftlich agenutzt. In der Regel wird der pH-Wert von forstwirtschaftlich genutzten Böden nicht künstlich gesteuert. Großflächige Waldkalkungen sind eher die Ausnahme, weshalb Waldböden besonders von Bodenversauerung betroffen sind.
Insgesamt führten die Teilnehmerinnen udn Teilnehmer der Expedition Erdreich den Tea-Bag-Index (TBI) an 1172 Standorten durch und übermitttelten die Start- und Endgewichte für Roibos- und Grüntee für die Berechnung der Zersetzungsrate k.
Für die wissenschaftliche Auswertung konnten aber nicht alle Datensätze berücksichtigt werden (s. Abschnitt „Wissenschaftliche Datenprüfung“ für weitere Informationen).
Nach der Datenprüfung und Qualitätskontrolle blieben 877 Datensätze übrig, für die die Zersetzungsrate berechnet werden konnte.
teebeutelpaare
Berechnung der Zersetzungsraten:
Für 635 von 877 Standorten (= 72,41%) konnte die Zersetzungsrate k anhand von drei vollständigen Beutelpaaren errechnet werden. Für 174 Standorte (= 19,84%) lagen zwei Teebeutelpaare zur Berechnung der Zersetzungsrate k vor. An nur 68 von 877 Standorten (=7,75%) konnte nur ein Teebeutelpaar für die Berechnung der Zersetzungsrate genutzt werden.
Die Wiederholungen helfen dabei, Ausreißerwerte, die z.B. durch besondere Standortbedingungen oder auch Fehler bei der Durchführung der Versuche zustandekommen, auszugleichen.
Für jeden Standort mit zwei oder drei Teebeutelpaaren wurde deshalb ein Durchschnittswert der Zersetzungsrate k berechnet. Bei drei Teebeutelpaaren wurde der Median berechnet, bei zwei Paaren das arithmetische Mittel. Wenn nur ein Wert berechnet werden konnte, wurde dieser so übernommen.
Insgesamt ist die Qualität der übermittelten Teebeutelgewichte zur Bestimmung der Zersetzungsrate k mit Hilfe des Tea-Bag-Index als sehr gut einzustufen. Der Tea-Bag-Index ist eine anspruchsvolle und zeitaufwendige Methode. Der größere Aufwand, der mit dem Vergraben von drei Teebeutelpaaren pro Standort verbunden war, hat sich aus wissenschaftlicher Sicht auf jeden Fall ausgezahlt, denn die Zersetzungsraten, die anhand von drei Teebeutelpaaren berechnet wurden, sind wissenschaftlich betrachtet, am zuverlässigsten.
Informationen zur Berechnung der Zersetzungsraten und Mittelwerte
An jedem Standort wurden drei Teebeutepaare vergraben. Die Zersetzungsrate wurde zunächst für jedes vollständige Teebeutelpaar aus Rooibos- und Grüntee einzeln berechnet. Hierfür wurden mathematische Formeln zur Berechung des TBI verwendet (s. Keuskamp et al. 2013). Aus den Einzelwerten wurden dann Durchschnitswerte berechnet. Bei drei Teebeutelpaaren wurde der Median berechnet, bei zwei Paaren das arithmetisches Mittel. War nur ein vollständiges Paar vorhanden, wurde dieser Wert für die weitere Auswertung übernommen.
Durchschnittswerte, die anhand mehrerer Beutelpaare berechnet wurden, sind immer zuverlässiger als Einzelwerte, weil Ausreißer ausgeglichen werden.
Die Zersetzungsrate k gibt an wie viel organisches Material pro Tag abgebaut wird. Ein Wert von k=0,02 bedeutet, dass im Schnitt täglich 2% der organischen Substanz abgebaut werden.
Für die weitere Auswertung und Einordnung wurden die berechneten Zersetzungsraten in Kategorien eingeteilt: Ist k kleiner als 0,01, also kleiner als 1% pro Tag, schätzen wir die Zersetzungsrate als "niedrig" ein. Liegt k zwischen einschließlich 0,01 und 0,02 ist die Zersetzungsrate "mittel" und als "hoch" wurde sie bewertet, wenn k größer als 0,02 (> 2% pro Tag) ist eingeteilt.
Achtung! Die Kategorien wurden auf Grundlage des vorliegenden Datensatzes festgelegt und beziehen sich auf den Untersuchungszeitraum von Frühjahr bis Herbst 2021. Sie können nicht ohne Weiteres auf Zersetzungsraten, die in anderem Zusammenhang ermittelt wurden, übertragen werden.
Zersetzungsrate
Das Kreisdiagramm zeigt, dass gut die Hälfte (55%) der Standorte, die im Rahmen der Expedition Erdreich untersucht wurden, "mittlere" Zersetzungsraten zwischen 1% und 2% am Tag aufweisen.
An knapp einem Drittel der Standorte (31%) lag die Zersetzungsrate über durchschnittlich 2% pro Tag und wurde daher als "hoch" eingestuft. Zersetzungsraten von unter 1% pro Tag wurden nur an 14% der Standorte bestimmt. Für diese Standorte ist die Zersetzungsrate somit "niedrig".
Was bedeuten diese Ergebnisse für den Abbau organischer Substanz und die biologische Aktivität im Boden?
Da die Zersetzungsrate von zahlreichen Faktoren abhängig ist, ist sie von Standort zu Standort verschieden. Die Nutzung spielt hier eine wichtige Rolle. Die Zersetzungsrate verändert sich aber auch im Lauf eines Jahres, weil sich z.B. die Witterung ändert (Temperatur, Niederschlag).
Sehr stark vereinfacht kann man sagen, dass die Zersetzungsrate und damit der Abbau organischer Substanz im Boden stark von der Anzahl und Aktivität der Bodenorganismen abhängt. Je aktiver das Bodenleben ist, desto schneller wird organisches Material zersetzt. Somit ist die Zersetzungsrate auch ein Hinweis auf die biologische Aktivität im Boden.
Bodenorganismen finden optimale Lebensbedingungen vor, wenn der Boden warm, feucht und gut mit Sauerstoff versorgt ist. Unter diesen Bedingungen ist die Zersetzungsrate hoch, das heißt organisches Material wird schnell abgebaut, in Nährstoffe oder Humus umgewandelt. Ist es kalt, zu nass (Sauerstoffmangel) oder zu trocken (Wassermangel), kann die biologische Aktivität fast vollständig zum Erliegen kommen. In diesen Fällen ist die Zersetzungsrate gering.
Geringe Zersetzungsraten bedeuten aber nicht automatisch, dass keine oder nur sehr wenige Bodenorganismen vorhanden sind! Bakterien gehen bei Trockenheit z.B. in eine Trockenstarre über. Sobald es regnet und der Boden wieder feucht genug ist, nehmen Sie ihre Arbeit wieder auf.
Zersetzungsraten nach Landnutzung
k ln
Wie in der allgemeinen Betrachtung der Zersetzungsraten zeigt sich auch bei der Bertrachtung nach Landnutzung, dass mittlere Zersetzungsraten vorherrschen. Die Verteilung der Zersetzungsraten für Garten- und Waldstandorte sowie für öffentliche Grünanlagen ist sehr ähnlich. Für landwirtschaftlich genutzte Standorte und andere Nutzungsformen wurden seltener hohe Zersetzungsraten und häufiger niedrige Zersetzungsraten bestimmt. Für beide Kategorien liegen jedoch vergleichsweise wenige Datensätze vor, weshalb die Ergebnisse weniger belastbar sind als beispielsweise die für die Gartenstandorte (563 Standorte).
Aus dem Diagramm lässt sich ohne eine detailliertere Betrachtung der Daten kein Zusammenhang zwischen der Landnutzung und den ermittelten Zersetzungsraten mit dem Tea-Bag-Index feststellen.
Zersetzungsraten und pH-Werte
k ph
Die meisten Standorte weisen pH-Werte im alkalischen bis schwach sauren Bereich auf. Die Zersetzungsraten liegen in diesen pH-Wert-Bereichen zum Großteil (deutlich über 80 %) im mittleren und hohen Bereich.
Betrachtet man die Verteilung der Zersetzungsraten im leicht sauren Bereich fällt auf, dass der Anteil hoher Zersetzungsraten niedriger ist, als bei neutralen oder alkalischen pH-Werten.
Die Beurteilung der Zersetzungsraten für den sauren und stark sauren pH-Wert-Bereich ist schwierig, da nur wenige Standorte so niedrige pH-Werte aufwiesen: Es gibt nur 32 Standorte mit saurem und nur 41 Standorte mit stark saurem pH-Wert. Wie bei der Landnutzung fallen „Ausreißerwerte“ hier stärker ins Gewicht und können das Ergebnis verfälschen.
Obwohl geringere Zersetzungsraten für Böden mit sauren und stark sauren pH-Werten zu erwarten gewesen wären, bestätigen das die vorliegenden Ergebnisse aufgrund der schwachen Datengrundlage erst einmal nicht.
Interaktive Deutschlandkarte
Die Teilnehmenden übermittelten Ihre Ergebnisse zunächst in eine Datenbank. Auf einer Deutschlandkarte kann man sich anschauen, wo überall mitgeforscht wurde.
Über das Ebensymbol oben rechts kann man die in der Karte angezeigten Standorte außerdem nach ihren Standort- und Bodeneigenschaften filtern.
Zusätzlich wird zur ausgewählten Filteroption oder -kombination ein Häufigkeitsdiagramm angezeigt. Mit der interaktiven Karte und den Diagrammen ist eine erste Auswertung möglich und es können Standorte miteinander verglichen werden.
Hinwies: Die Karte und die angezeigten Auswertungen basieren auf nicht wissenschaftlich geprüften Datensätzen.